Wer kreist verliert

Die Segelflieger in Mecklenburg-Vorpommern haben einen lebendigen Landesverband.

Das bewiesen die Warener Luftsportler eindrucksvoll mit dem gelungen Leistungslehrgang vom 21. bis 29. Mai 2011.
Die Förderung des Steckenfluges im Land stand im Vordergrund. 26 Piloten aus Rostock, Pasewalk, Waren und Schwerin trafen sich in Waren / Vielist, um in familiärer Atmosphäre Streckenflüge zu genießen und nebenbei ihre fliegerischen Fähigkeiten auszubauen.

Erfolgreiches Streckenfliegen im Segelflug ist nicht nur vom sicheren Beherrschen des Flugzeuges abhängig, sondern wird vor allem durch Erfahrungen im Beobachten von Wettererscheinungen sowie durch Fingerspitzengefühl jedes einzelnen Piloten beim Nutzen der Thermik möglich.

Die Organisatoren aus Waren, Ralf Behrendt und Jan Lippert, sowie Stefan Jakubek aus Pasewalk, standen den Teilnehmern als Trainer für Fragen zur Verfügung.
Für Vollverpflegung in allen Aggregatzuständen war gesorgt, so dass Höchstleistungen nichts im Wege stand.

Aufgeteilt in drei Teams (Anfänger bis Cracks) wurden je Flugtag drei verschiedene Aufgabe ausgearbeitet, die es fliegerisch im Teamflug zu lösen galt. In der Regel wurden FAI-Dreiecke zwischen 150 – 400 km ausgeschrieben.
Leider waren nur 4 Tage fliegbar.
Die anderen Tage wurden durch kleinere Theorieeinheiten sinnvoll genutzt. Es wurde das theoretische Wissen, welches wir schon zuvor all abendlich am Bierwagen besprochen hatten, weiter vertieft und ausgebaut. Thermikkarten wurden analysiert und abgepinselt. Wetterlagen und Wolken erklärt und der richtige Anflug besprochen. Es wurde vermittelt, wie man schon im Vorfeld durch genaue Wetteranalysen und Streckenplanung die Chancen auf einen schönen und weiten Flug mit Landung auf dem Heimatflugplatz erhöhen kann.

Am interessantesten war die Vermittlung der „Schwabbeltechnik“ – ein Flugstil, der sich deutlich von dem altbekannten Sägezahnprinzip unterscheidet. Ralf, Jan und Stefan erklärten die Wichtigkeit sorgsam mit der Höhe umzugehen, die richtigen Linien zu finden, kleine Umwege in Kauf zu nehmen und nicht direkt zur nächsten gutaussehenden Wolke zu brettern. Fazit: große Strecken sind nur mit einer hohen Durchschnittsgeschwindigkeit möglich. Ausgiebiges Kreisen versaut den Durchschnitt. Das Prinzip des „Schwabbelns“ ist somit die Vermeidung von unnötigem Kreisen. Dies wird vorwiegend durch Vermeidung von großem Sinken durch Flugwegverlagerungen und Höhengewinne im Geradeausflug erreicht. Somit der Leitspruch aus Pasewalk, der uns allen seit dem Lehrgang im Kopf ist: „Wer kreist verliert“. In einer Analyserunde zeigte uns Ralf einen Flug aus 2009, bei dem er auf einer 311 km Strecke im Twin Astir nur 5 Kreise geflogen hat. Kurbelanteil auf der Strecke von unter 10 % und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 90 km/h. Unglaublich!

Wir haben den Lehrgang sehr genossen und viel gelernt. Endlich konnte uns unsere LS 7 nach der langen Winterpause zeigen, dass sie fliegen kann. Abwechselnd konnten wir sehr schöne Streckenflüge absolvieren.
Am Mittwoch dem 25. Mai gelang es Ralf Behrendt mit einem Twin Astir eine Strecke von 593 km in 8:30 h zurückzulegen. Solche beeindruckenden Leistungen spornen weniger erfahrene Streckenflieger an und werden sie im nächsten Jahr bestimmt wieder an die Müritz locken. Wir freuen uns darauf und bedanken uns im Namen aller Teilnehmer für die schönen Tage.

Marten und Matthias